Sonntag, 23. Mai 2010

Glory Box


"Gestern die ersten Sonnenstrahlen nach langer Zeit. Am Hafen gesessen und geredet. Reden hilft. Sich über Situationen austauschen, von einer Verschrobenheit zur nächsten zu kommen und gemeinsam Erkenntnis gewinnen, wobei die Gemeinsamkeit eine viel größere Rolle spielt, als die Erkenntnis. Die hatte man ja meistens schon vorher.

Und als Resultat daraus auch das Wissen, dass man an bestimmten Sachen nichts ändern kann. Egal ob es jetzt Personen, deren Konstellation oder die Zeitpunkte sind, in denen jene entstehen.

Die Artikulation des Umstandes, dass man meisten nicht besser ist, als das Gegenüber, weil man selbst ja auch die enge Auseinandersetzung mit Menschen scheut . Am Ende hätte man vielleicht zusätzlich zu seinem eigenen Päckchen noch ein anderes mitzutragen. Zu hohes Belastungsrisiko.

Lieber weiter an einer Sehnsucht festhalten, dass da irgendwann einmal jemand kommt und einem automatisch die Wahlmöglichkeit abnimmt.

Fuck that.
Niemand sollte in heutiger Zeit den Fehler begehen Unverbindlichkeit mit Freiheit zu verwechseln, nur weil hinter der nächsten Ecke eine weitere attraktive Chance lauern könnte. Es führt zu nichts, wenn man Möglichkeiten aufgrund einer nichtexistenten Idealvorstellung neben sich her ins Leere laufen lässt.

Beziehungen sind nicht immer Disko und Pommes, waren sie noch nie, auch nicht bei den Generationen, die uns vorangehen. Nur dass denen in vielen Fällen einfach die Möglichkeit zur Flucht fehlte. Man unterlag dem Zwang der Auseinandersetzung. Wo sie vielleicht feste Rollenbilder hatten, welche ihnen unterbewusst ein “Mann-Frau-Kind”-Ideal suggerierten, erliegen wir dem romantisierten Ideal unserer eigenen Vorstellungskraft.

Wir lesen nicht nur postmodernen Texte, sondern laufen auch Gefahr postmoderne Beziehungen zu führen. Eine Ansammlung von zweifelhaften Bruchstücken, die irgendwo zwischen Libido und Thanatos auch mal was mit unserem Bauchgefühl zu tun haben könnten. Die Frage ist nur, ob wir in der Lage sind das im richtigen Moment zuzulassen, um etwas an dem Zustand zu ändern, dass unsere Idealvorstellung sich selbst zur selbsterfüllenden Prophezeihung wird, nämlich unerreichbar zu sein.

freiheit ist die rahmenhandlung, den stift musst du schon selbst zur hand nehmen."


We’re all looking at a different picture
Thru this new frame of mind
A thousand flowers could bloom
Move over, and give us some room

Portishead – Glory Box

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